Eingewöhnung

Songül Ugur

Die Tagesmutter: Ein neuer Lebensabschnitt

Selten gibt es Erlebnisse in der Kindheit, bei denen sich der gesamte Alltag und das Beziehungsgefüge so radikal verändern wie bei der Eingewöhnung.

Für die Kleinen ist die erste Eingewöhnung eine Stresssituation, die Kinder benötigen die Aufmerksamkeit von Mutter oder Vater als Bezugsperson um das "innere Gleichgewicht" halten zu können. Bei Irritationen oder Angst suchen Kinder Schutz, sie zeigen Bindungsverhalten. Somit ist es sehr wichtig, dass Sie als Eltern bei der Eingewöhnung anwesend sind, denn eine stabile Beziehung zu einer fremden Person kann nur so aufgebaut werden.

Eine neue Bezugsperson, neue Räumlichkeiten und viele unbekannte Kinder. Klar, dass das Kind erst einmal seine Zeit braucht, um sich den fremden Personen zu öffnen, ihnen vertrauen und seine Angst überwinden kann. Aber auch das Alter spielt eine entscheidende Rolle.

Die Trennung ist für die Eltern emotional nicht einfach, erstmals wird ihr Kind in fremde Hände abgegeben. Viele sind am Ende aber erstaunt, wie leicht sich ihr Kind an die neue Situation gewöhnt.

Was ich von den Eltern erwarte:

Für mich ist es sehr wichtig, dass die Eltern mich als Bezugsperson anerkennen und mir vertrauen.

Sie müssen mir und vor allem dem Kind das Gefühl geben, dass es bei mir gut aufgehoben ist. So können Sie ohne Sorgen wieder in Ihren Arbeitsalltag zurück kehren.

Bei der Eingewöhnung bringen Sie bitte genügend Zeit mit. Eine gesunde Eingewöhnung kann bis zu vier Wochen dauern. Da ist es völlig verständlich, dass diese neue Zeit besonders für das Kind aber auch für alle anderen Beteiligten eine große Herausforderung ist.

Jedes Kind hat sein eigenes Tempo und braucht deshalb Zeit und Unterstützung.

So läuft die Eingewöhnung bei mir:

Beim ersten Kontakt eröffne ich das Gespräch mit dem Elternteil. Es werden Informationen ausgetauscht, z.B. wie ein typischer Alltag zu Hause und bei mir ist, wie ist der Tagesablauf in der gewohnten Umgebung, hat es Allergien, Vorlieben, wie lässt es sich beruhigen, Schlafsituationen usw.

An den ersten drei Tagen (ca. 1-2 Stunden lang) kommt ein Elternteil mit dem Kind zur Eingewöhnung. An diesen Tagen sollten auf keinen Fall Trennungsversuche stattfinden. Wenn Sie den Raum nur kurz verlassen wollen, nehmen Sie ihr Kind mit. Die ersten drei Tage scheinen für die Eingewöhnung des Kindes besonders wichtige Rolle zu spielen und sollten nicht durch eine Trennung von Ihnen belastet werden.

Das Elternteil soll sich möglichst unauffällig verhalten und dem Kind die Möglichkeit geben, die neuen Räumlichkeiten, die neuen Spielsachen und die neuen Kinder selbst zu erkunden. Ich als Tagesmutter werde an diesen Tagen vorsichtig Kontakt aufnehmen, aber nicht auf das Kind direkt zugehen sondern die Reaktionen vom Kind abwarten und beobachten.

Am dritten Tag wird der erste Trennungsversuch vorgenommen.Ganz wichtig dabei ist, dass sich die Eltern bei ihrem Kind schnell verabschieden - auch wenn die ersten Trennungen beiden schwer fällt. Wichtig ist zu sagen: " Ich gehe jetzt und hole dich wieder ab!"

Wenn die erste Trennung gut geklappt hat,wird der Trennungszeitraum von einem Tag auf den Nächsten verlängert.

Die Eingewöhnung ist abgeschlossen, wenn ich als Tagesmutter das Kind im Ernstfall trösten kann. Das muss nicht heißen, dass es nicht mehr weint, wenn die Eltern sich nach dem Bringen von ihm verabschieden.

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